Ein Käfig ist ein Gefängnis
Machen wir uns nichts vor: Wirklich artgerechte Papageien-Haltung gibt es nicht. Nur in der freien Natur, im intakten Biotop ihrer Heimatländer können diese Vögel wirklich nach ihren Bedürfnissen leben.
Ein Leben in Menschenhand bedeutet für die Papageien immer Gefangenschaft. Es ist daher prinzipiell unrecht, Vögeln die Freiheit zu nehmen, frei fliegen zu können.
Wer noch keinen Papageien besitzt, sollte sich erst gar nicht schuldig machen. Am besten diesen Wunsch ganz einfach vergessen und sich stattdessen am wunderbaren Anblick der am Himmel fliegenden Vögel erfreuen.
Aber was macht ein Tierfreund, der schon im Besitz eines oder mehrerer bunter Krummschnäbel ist? Fliegen lassen oder in der Heimat auswildern? Das ist leider keine Lösung.
Im Gegenteil:
Dies wurde den sicheren Tod bedeuten - nicht nur für den freigelassenen Vogel selbst, sondern auch für seine Artgenossen. Papageien, die einmal in Menschenhand waren, sind nicht mehr in der Lage selbstständig ihre Nahrung zu finden und sich wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum zu integrieren. Außerdem würden diese Vögel so genannte "Zivilisationskrankheiten" einschleppen - eine tödliche Gefahr für die Papageien in der freien Wildbahn, deren lmmunsystem keine Abwehrchance hätte.
Also, wenn schon Papageien in menschlicher Obhut gehalten werden, dann aber bitteschön auch so artgerecht wie möglich. Wichtigster Grundsatz: jedes Tier braucht einen oder auch mehrere gefiederte Partner und zwar derselben Art. Es reicht nicht, einen Papagei mit einem Wellensittich zusammenzutun.
Die paarweise Haltung sieht übrigens auch der Gesetzgeber vor, nachzulesen im Gutachten „Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien aus den Jahre 1995.
Kostenlose Anforderung beim
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
Referat Tierschutz
Postfach
53107 Bonn
www.bml.de
Was leider allzu oft vergessen wird: Papageien sind Flugvögel. Trotzdem werden im Zoofachhandel immer noch Standardkäfige für Papageien im Format 40 x 40 x 80 cm verkauft.
Ein Skandal und ein Verbrechen am Tier!!!
Ein Käfig ist nun mal kein geeigneter Lebensraum. Welcher Mensch möchte schon sein ganzes Leben eingesperrt sein, noch dazu in einem Raum der nicht größer ist als ein Gästeklo? Am wohlsten fühlen sich Papageien immer noch in Freiflugvolieren mit Schutzhaus.
Wer keinen Garten hat, ist wohl oder übel gezwungen, seine Papageien in Räumen zu halten, benötigt dafür aber eine große Zimmervoliere. Außerdem brauchen die Tiere täglich einige Stunden Freiflug.
Auch Wintergärten, Terrassen und notfalls Balkone können Papageien zu Sonnenlicht und Frischluft verhelfen. Ideal sind natürlich Freiflugvolieren, die aber vor dem Bau von der zuständigen Behörden genehmigt werden müssen. Auskunft über die Mindestgrößen und Antragsformalitäten erteilt das örtliche Naturschutzamt.
Papageien benötigen frische Naturäste zum Sitzen und Knabbern. Die Äste sollten unterschiedlich dick sein. In den Zimmer- und Innenvolieren sollten Sand, Hobelspäne von unbehandeltem Holz, Strohmehl oder ähnlich geeignetes Material eingestreut sein, das regelmäßig gereinigt wird. Sie können auch in einem Belag aus Naturboden, Sand oder Kies versehen werden.
Viele Tierhalter glauben, dass Papageien Vegetarier sind. Ein Irrtum. Sie benötigen zur ausgewogenen Ernährung auch tierisches Eiweiß. Papageien sind Nahrungsspezialisten, die sehr abwechslungsreich ernährt werden müssen. Täglich frisches Wasser, Tee oder Saft und frisch zubereitetes Futter sollten selbstverständlich sein. Ergänzungsfuttermittel wie Magensteinchen, Vitamine und Mineralien gehören ebenfalls auf den Speiseplan.
Auch wenn Papageienhalter, die nicht züchten wollen (die Zucht ist im Übrigen Genehmigungspflichtig), sollten die Vögel eine Naturnisthöhle bekommen. Eine solche Nisthöhle ist ein tolles Versteck, eine prima Werkstatt und ein Schlafzimmer, das den Tieren Geborgenheit vermittelt. Regelmäßiges Baden (z. B. mit der Blumenspritze oder im Regen) gehört auch bei Papageien zur Körperpflege.
Wenn Sie nach dem Lesen dieses Artikels de Eindruck haben, dass Sie Ihrem Papagei kein artgerechtes Leben bieten können, dann sollten Sie sich wohl oder übel von Ihrem gefiederten Liebling trennen – auch wenn´s weh tut...
Die Frage ist nicht:
Können sie denken? Oder: können sie sprechen?
Sondern: können sie leiden?
Jeremy Bebtham, engl. Jurist und Philosoph