Bepflanzte Aussenvolieren
Eine bepflanzte Aussenvoliere kann ein Schmuckstück im Garten sein. Es bereitet einem viel Freude, seine Pfleglinge bei ihrem natürlichen Verhalten zu beobachten. Es ist allerdings nicht einfach, einen gesunden Wuchs zu erhalten, da besonders Finkenvögel, Sittiche und Papageien das Pflanzenwachstum durch Verbiss stark behindern. Kommen noch Trockenheit, ungeeignete Bodenverhältnisse, Schatten und falsche Pflanzenwahl hinzu, wird man nie auf einen grünen Zweig kommen.
Häufig bestehen bei den Züchtern gewisse Bedenken gegen bepflanzte Volieren, weil die Erhaltung der Hygiene erschwert ist und mehr Zeit für die Reinigung der Voliere benötigt wird. Es ist ratsam, die Pflanzen nicht zu nahe an die Seitenwände und die Decke wachsen zu lassen, da Vögel, wenn sie nahe am Gitter übernachten, allerlei Raubtieren zum Opfer fallen könnten. Dagegen helfen auch Doppelgitter oder ein geladener Viehhütedraht. Auf ein festes Fundament wird man bei bepflanzten Anlagen eher verzichten müssen, was Gefahren durch Mäuse mit sich bringt.
Auf der anderen Seite werden durch die Bepflanzung viele Insekten angelockt, was nicht nur zur Jungenaufzucht ein grosser Vorteil ist. Einheimische Gewächse locken besonders viele Insekten an und verhelfen so zu einer wertvollen Eiweissquelle. Auch Blütennektar, Knospen und Beeren erweitern den Speisezettel.
Fusserkrankungen werden der Vergangenheit angehören, da der Bewuchs den Vögeln immer wieder Anreiz bietet, sich zu bewegen und andere Sitzgelegenheiten aufzusuchen. Arten, die schwer zum Brüten zu bringen sind, werden leichter zur Brut schreiten in naturnaher Umgebung, da sie eher eine ihrer Art entsprechende Nistgelegenheit finden. Dies sind nur einige der vielen Vorteile, die eine bepflanzte Voliere uns und unseren gefiederten Freunden bringt.
Worauf man achten sollte
Aus hygienischen Gründen installiere man unter der Tränke und den Futterplätzen eine leicht zu reinigende Oberfläche. Zu empfehlen ist eine Steinplatte oder eine Kiesaufschüttung, die man von Zeit zu Zeit erneuert. Gleiches gilt für oft aufgesuchte Sitzplätze. Stark verschmutzte Pflanzen muss man gelegentlich auswechseln. Ist die Voliere zu klein für eine Festbepflanzung, lässt man das Grün in den Töpfen und wechselt diese bei Bedarf aus. Diesen Wechsel kann man wiederholen und unterdessen können sich die stark strapazierten Gehölze erholen. Immergrüne Pflanzen müssen vor Eintritt des Winters gut bewässert werden, da sie in den Volieren meist nicht die volle Niederschlagsmenge erhalten. Die Verdunstungsfläche dieser Pflanzen ist auch im Winter sehr gross, und Wassermangel bei gleichzeitigem Frost kann schwere Folgen haben. Bei der Erstbepflanzung ist viel Geduld angebracht.
Mit Vorteil wird man die Vögel nicht sofort in die frisch bepflanzte Voliere lassen, da die Pflanzen in der Anfangszeit noch zart sind und einige Zeit brauchen, bis sie kräftig wachsen. Der zur Verfügung stehende Raum sollte sparsam bepflanzt werden, sonst entsteht nur ein unübersichtliches Gewirr, das kaum mehr in den Griff zu bekommen ist. Auch sollte man bedenken, dass man die Vögel eventuell einmal heraus fangen muss und dann froh ist, wenn die Voliere trotz Bepflanzung noch übersichtlich ist.
Einige geeignete Pflanzen
Laubgehölze werden in zwei Arten unterschieden, jene, die im Herbst ihr Laub abwerfen und die immergrünen Arten. Von den sommergrünen Arten ist die Hainbuche sehr empfehlenswert, sie erträgt jeden Schnitt und ist sehr anspruchslos. An Beeren tragenden Büschen seien Weissdorn, Sanddorn, Felsenbirne und schwarzer Holunder erwähnt. Viele Vögel verzehren gerne ihre Früchte.
Immergrüne Sträucher besitzen meist lederartige Blätter, die von den Vögeln nicht so stark verbissen werden. Als Windschutz sind sie nicht besonders geeignet. Nennenswert sind ferner der fast unverwüstliche Buchsbaum und die Stechpalme. Letztere ist sehr beliebt, sie bevorzugt einen schattigen Platz, an der Sonne entwickelt sie nur Blätter ohne Stacheln. Die Beeren der Stechpalme sind giftig. Da es sich um eine zweihäusige Pflanze handelt, kann man dem Beerenansatz aber vorbeugen, indem man nur eine oder nur männliche Pflanzen setzt.
Sehr dekorativ und in jeder Grösse erhältlich ist der Rhododendron. Seine Blüten sind wunderschön, er verlangt jedoch einen sauren Boden, um gedeihen zu können. Die meisten Nadelgehölze sind wegen ihrer Grösse nicht zu empfehlen. Geeignet sind klein bleibende Koniferen und Kiefern. Schön anzusehen sind auch Kletterpflanzen. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Gitterwände nicht Schaden nehmen und dadurch plötzlich ein Entweichen der Pfleglinge möglich wird.Die Clematis mit ihren Blüten ist sehr hübsch, aber auch Wilder Wein ist besonders im Herbst mit seinen rot verfärbten Blättern bewundernswert. Für schattige Stellen eignet sich Efeu. Hopfen ist nahezu unverwüstlich und wächst sehr schnell.Bei den Gräsern ist Chinaschilf zu erwähnen, das auf natürliche Art und Weise die Zehennägel der Vögel abnutzt. Es ist für die Volierengestaltung vieler Prachtfinken sehr zu empfehlen. Auch Bambus ist eine gute Volierenpflanze, man muss jedoch die frischen Triebe vor Verbiss schützen.Der entscheidende Faktor für eine gelungene Volierenbepflanzung ist ein bescheidener Vogelbesatz. In einer überbesetzten Voliere wird nie ein natürlicher Pflanzenbewuchs gedeihen.Fabio di PierriTierwelt, Nr. 28, 2002