Wichtig für Graupapageien: die Afrikanische Ölpalme
Graupapageien haben einen hohen Bedarf an Proteinen. In freier Natur ernähren sie sich deshalb unter anderem auch von den Früchten der Afrikanischen Ölpalme.
Über die Ernährungsgewohnheiten frei lebender Papageien ist allgemein nur wenig bekannt. Nichtsdestotrotz konnten etliche Arten bei der Nahrungsaufnahme beobachtet werden. Daraus lassen sich wichtige Rückschlüsse auf dieTiere in Menschenobhut ziehen.
Fetthaltig und reich anVitaminen
Es ist noch nicht lange her, da erwähnten Autoren in Fachbüchern lediglich die Afrikanische Ölpalme (Eleais guineensis) als einzige Nahrungsquelle von Graupapageien (Psittacus erithacus) in Freiheit. In der Tat spielt diese Palme im Leben der westafrikanischen Regenwaldbewohner eine wichtige Rolle. Trotzdem sei betont, dass sich die Vögel lange nicht nur von den Früchten dieser Palme ernähren. Die Nominatform wurde auch bei der Aufnahme der eichelähnlichen Früchte des Baumes Dacryodes buttneri beobachtet. Diese Früchte sind sehr fetthaltig und werden in Westafrika und auf São Tomé von den Einheimischen gekocht und gegessen. Die Früchte, die ich auf Principe (São Tomé) probieren konnte, schmeckten ähnlich wie Avocados.
Weiter beobachtete man Graupapageien bei der Aufnahme von Früchten von Treculia africana, Dalium, Dubascia, Blighia und Myrianthus. Sie fressen aber auch von Früchten der Gattungen Schwartzia und nehmen Blüten und Knospen von Ceiba. Auch Duboscia macrocarpa gehört zum Nahrungsspektrum. Weiter verzehren Graupapageien am Boden die Wurzeln von Sumpfpflanzen wie Oldenledia lanciflora. Das sind nur wenige Gattungen und Arten, Graupapageien wurden noch auf zahlreichen anderen Pflanzenarten bei der Nahrungsaufnahme beobachtet.
Die Aufzählung der Nahrungspflanzen im Verbreitungsgebiet der Graupapageien soll lediglich aufzeigen, dass man ihnen auch in Menschenobhut ein äusserst vielseitiges Angebot an Gemüse, Früchten, gekeimten und trockenen Sämereien anbieten sollte. An dieser Stelle wollen wir uns aber mit der Afrikanischen Ölpalme näher beschäftigen.
Keine Ernährungsdefizite dank Palmöl
Die Afrikanische Ölpalme gedeiht überall südlich der Sahara, wo sumpfiges Gelände vorherrscht. Zwischenzeitlich gibt es auch Zuchtformen, die viel kräftigere, grössere Früchte ausbilden. Die Früchte dieser Palmen, die sich in den Kronen fast traubenartig ausbilden, sind orange, das ganze Jahr über vorhanden und äusserst fetthaltig. Sie enthalten die wichtigen Vitamine A und B. Die Bevölkerung des westafrikanischen Landes Guinea-Bissau ernährt sich beispielsweise sehr einseitig, meistens mit Reis, das mit Palmöl gekocht wird. Dank des vitaminreichen Öls haben die Menschen allerdings keine Ernährungsdefizite. Speziell Timneh-Graupapageien (Psittacus erithacus timneh) scheinen auf diese Palme angewiesen zu sein, da sie nicht nur von den Früchten fressen, sondern manchmal auch in Höhlen der Stämme nisten, die oft von Farnen besiedelt werden.
Weil vermehrt Plantagen mit diesen Palmen angebaut werden, unter anderem auch weil Palmöl in unserer Margarine enthalten ist, muss oft der tropische Regenwald weichen. Die scheuen Graupapageien bevorzugen aber wilde Palmen in abgeschiedeneren Gebieten.
In Westafrika gibt es noch den Palmgeier (Gypohierax angolensis), der sich ausschliesslich von diesen Früchten ernährt. Man trifft ihn oft zusammen mit Graupapageien auf den Salinen, er wird jedoch kaum von Vogelliebhabern gehalten.
Palmöl aus indischen und tamilischen Spezialitätenläden
Bis vor kurzer Zeit war es möglich, bei einem heute leider nicht mehr existierenden spezialisierten Geschäft Palmfrüchte einzukaufen. Eigenartigerweise stiessen sie bei einigen Graupapageipaaren, die ich betreute, nicht auf Interesse. Sie eigneten sich aber gut zur Ernährung von jungen Hyazintharas (Aodorhynchus hyacinthinus), die ich langsam in der Handaufzucht entwöhnte. Mit Begeisterung wurden die Früchte verzehrt. Schnabel und Füsse waren immer ganz rötlich von den fetthaltigen Früchten, welche die Jungvögel mit essenziellen Vitaminen versorgten und sie an die selbstständige Nahrungsaufnahme gewöhnten.
Kürzlich erwarb ich in einem Laden mit indischen und tamilischen Lebensmitteln eine Flasche Palmöl, von dem ich nun immer wenige Tropfen unter das Futter für Graupapageien mische, meistens unter das Körnerfutter (gekeimt und trocken), manchmal auch unter die Früchte. Zuerst mochten die Vögel den Geschmack nicht sonderlich, doch mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt. Da das Öl ziemlich dickflüssig ist, lege ich die Flasche vor Gebrauch in warmes Wasser, damit das Öl flüssig wird. Palmöl ist auch in Bioläden erhältlich.
Wichtig ist, dass man Palmöl lediglich bei Arten anwendet, die einen hohen Fettanteil in der Nahrung benötigen, wie Aras oder Graupapageien. Ich reiche es meinen Tieren auch nicht täglich und wenn, dann sehr dosiert (einen Kaffeelöffel voll für ein Paar Graupapageien). Sicher ist das Öl nichts Essenzielles. Doch es entspricht einem natürlichen Ernährungsbestandteil und ist reich an wichtigen Vitaminen.
Hilft Palmöl auch gegen das Rupfen?
Es ist eineTatsache, dass sich viele Graue selber rupfen. Das kann verschiedenste Ursachen haben. Bei den meisten wird das Fehlverhalten durch mangelhafte Beschäftigung oder psychische Probleme bei falscher Verpaarung verursacht, andere hingegen leiden an Futterstress (es wird zu viel Futter vorgesetzt) oder sie sind allergisch auf Sonnenblumenkerne. Einige Halter haben die Erfahrung gemacht, dass die Verabreichung von Palmöl über das Körnerfutter oder über die Früchte zu einer Besserung des Rupfproblems führte. Ich selber kann das aber nicht bestätigen.
Lars Lepperhoff
Tierwelt Nr. 20 -2010